Zum Einstieg zunächst eine Übersicht:
Bedürfnispyramide Hund, angelehnt an A. Maslow. Mehr unter Kynogogik® Netzwerk e.V.
Die Basis dieser Pyramide sind also die Grundbedürfnisse –> mein Überbegriff: die PHYSISCHE GESUNDHEIT
Die Grundbedürfnisse Fressen, Schlafen, Trinken, Unversehrtheit, Überleben erklären sich doch von selbst…
Ist das wirklich so? Messen wir DER Grundlage des Überlebens die richtige Bedeutung bei?
Auf rein physischer Ebene benötigt ein Lebewesen für die Aufrechterhaltung seiner Funktionen Nährstoffe, die dem Körper regelmäßig, im Sinne von wiederkehrend, zugeführt werden müssen. Wasser ist dabei noch wichtiger (wenn man bedenkt, dass ein Mensch und auch ein Hund zu 45-70% aus Wasser besteht)! Ohne feste Nahrung können wir länger überleben als ohne Wasser.
Nicht zu wissen, ob man in nächster Zeit Futter oder Wasser bekommt, sorgt für unfassbaren Stress und Sorgen. Das müssen leider viel zu viele Menschen und Tiere erleben.
Du bist nicht du, wenn du hungrig bist
Unter normalen Umständen ist der Körper schon im Stress, wenn die letzte Mahlzeit lange her, die Energie aufgebraucht ist. Dann wird der Hunger immer stärker.
Bist du entspannt und glücklich, wenn du hungrig bist? Siehst du, Hunde können dann auch nicht ausgeglichen sein, ganz zu schweigen von konzentriert und lernbegeistert.
Man stelle sich also vor, es hängt einem der Magen in den Kniekehlen… kann man da noch gut lernen? Ist man gut gelaunt? Stark und fit? Eher nicht! Wenn dann keiner einen Schokoriegel am Start hat, kann es auch schnell ungemütlich werden. Ein voller Bauch studiert zwar auch nicht gerne, aber irgendwo dazwischen pendelt sich die optimale Versorgung mit Nährstoffen und genug Energie für den Tag ein.
Ganz allgemein gesagt: Ein Körper ist immer bestrebt, alle physiologischen Parameter im Gleichgewicht zu halten. Das nennt sich Homöostase. Alles ist gut ausbalanciert – von allem ist genug da, um die Körperfunktionen ausführen zu können und gesund zu bleiben. Man hat eine bestimmte Betriebstemperatur, einen optimalen Stoffwechsel, einen ausgeglichenen, regulierten Hormonhaushalt usw. Die Pumpe pumpt den Lebenssaft bis in die kleinsten Winkel und alle Zellen sind zufrieden (ich empfehle hier die Zeichentrickserie “Es war einmal… das Leben”, es ist zu schön)
Als kleiner Korinthenkacker oder auch nur, damit keiner mit “Ja, aber…” kommt, sei hier noch hinterhergeschoben, dass man im Grunde eigentlich von “Allostase” sprechen muss. Denn manchmal ist es auch absolut in Ordnung und gewollt, es mit der Homöostase nicht so genau zu nehmen und sich bewusst für eine Abweichung zu entscheiden. Ein Beispiel: Wenn man in die Sauna möchte, nimmt man gewollt in Kauf, dass die Körpertemperatur ein wenig steigt. Es wird also geplant und bewusst eine andere Temperatur toleriert. Und wenn man Achterbahn fährt, Bungee Sprünge macht oder alles Mögliche andere, was einem den Hormonhaushalt auch verrücktspielen lässt, dann ist das in dem Moment so gewollt und auch gut?!
Der Körper passt sich also den Umständen an, die das Lebewesen auch mal bewusst forciert. So weit so im Gleichgewicht.
Zurück zum Futter
Dass man sein Hündchen ordentlich füttert – und es geht hier nicht um diese oder jene Futterphilosophie – ist ja klar.
Ein erhobener Zeigefinger an der Stelle: Unsere Haushunde und Lieblinge bekommen eher ein wenig zu viel zu schnabulieren und Übergewicht ist ein wirklich schweres Problem (blödes Wortspiel), was zu vielen Beeinträchtigungen und definitiv einer verkürzten Lebenserwartung führen kann!
Deshalb ist es als tierschutzwidrig anzusehen, seinen Hund stark übergewichtig zu füttern und es dann so zu belassen und keine Gegenmaßnahmen zu ergreifen!
Unsere Hunde bekommen also eher selten zu wenig Futter, ABER es kann sein, dass der Hund nicht in Ruhe fressen kann, dass er schon ganz früh einen Futtermangel erlebt hat und sich nun seines Futters nie sicher sein kann (weitere Punkte s.u.).
Check doch mal ab
Hat dein Hund vielleicht schonmal in einer Lebensphase wirklichen Hunger und das Fehlen von Nahrung erleben müssen, weil es im Shelter oder auf den Straßen nicht genug Futter für alle gab?
War der Wurf beim Züchter sehr groß oder die Mutterhündin nicht gesund, so dass nicht alle Welpen optimal mit Milch versorgt werden konnten?
Musste dein Hund sich als Welpe mit seinen Geschwistern um das Futter in einem gemeinsamen Napf streiten?
Steht der Futternapf bei dir zu Hause mitten im Trubel und der Hund kann nie in Ruhe fressen?
Wird er ständig beim Fressen gestört, weil du wegen eines Trainer- oder Lesetipps häufig unvermittelt den Napf wegnimmst, aber natürlich bald wieder zurückgibst, weil dir das bei der Klarstellung deiner Chefposition im Rudel helfen soll?
Es wird nur Futter ausgegeben, wenn der Hund etwas geleistet, es sich also verdient hat, weil du einem weiteren Ratschlag folgst und deinen Hund bei unkooperativem Verhalten ohne Abendbrot ins Bett schickst?
Attention, please!
Das können mögliche Auslöser sein, warum dein Hund (noch) nicht darauf vertrauen kann, dass eines seiner überlebenswichtigen Bedürfnisse befriedigt wird und somit die Sorgen der weiteren Entwicklung im Weg stehen.
Dies zeigt sich dann in für uns Menschen problematischen Verhaltensweisen, die in einem dauerhaften Stressempfinden, Unruhe, Unkonzentriertheit, Aggressionen, Unsicherheiten und Ängsten, um nur einige zu nennen, ihre Ursache haben.
Unseren Hunden geht es wie uns: Wir sind nicht wir, wenn wir hungrig sind.