Und wat nich is, is eben nich!
Wer kennt es nicht – man macht Pläne, hat alles gut durchdacht, um seinen Alltag zu performen, alles unter einen Hut zu kriegen, wie man so schön sagt (der Fascinator hat schon längst den großen Zylinder abgelöst) und dann kommt das Leben einfach dazwischen.
Na gut, alles nochmal neu, Prioritäten überdenken (wenn man überhaupt ein Mitspracherecht hat) und das Beste daraus machen. Du weißt, wovon ich spreche.
So, und hier in meinem neuen Alltag als Arbeitnehmerin in einem interessanten Job und gleichzeitig selbstständig als Hundetrainerin startend wurde natürlich auch schon so einiges durchgerüttelt und geschüttelt.
Mir war ja gar nicht klar, wie viel Zeit und Energie (durchaus auch mit Freude und Spaß) dieses ganze Drumherum abseits des Hundeplatzes so frisst: Gedanken machen, Pläne überlegen, Gruppen einteilen, koordinieren, etwas nachlesen, sich Informationen beschaffen, weiterbilden, Abfragen und Antworten verfassen, Meetings, Rechnungen schreiben, Dinge besorgen, vorbereiten, aufräumen, Fährten überlegen und vorbereiten.
All das, was man als Kunde nicht sieht und ja auch gar nicht sehen soll.
Wobei das der Wertschätzung für unser Tun vielleicht auch zuträglich wäre.
Egal, es wurde mir gut möglich gemacht. Weil ich mittlerweile einen recht selbstständigen Teenager (im Rahmen seiner pubertierenden Möglichkeiten) zu Hause habe, der zumindest selbst zur Schule gehen, zum Training fahren, im Haushalt helfen und sich was zu essen machen kann. Und mein Mann kommt ja sowieso alleine klar. Großartig=)
(An alle Eltern da draußen, die sehnlichst darauf warten: Habt Geduld, die Zeit wird kommen)
Unfälle passieren
Und zwar immer dann, wenn man sie nicht braucht.
Ich bin mehr als froh, dass es im Gegensatz zu unzähligen Schicksalen, die Menschen so umhauen, recht glimpflich ausgegangen ist.
Allerdings auch mit großem Schrecken, viel Schmerz, Sorge und Aufregung verbunden- mein Sohn brach sich im Sportunterricht den Oberschenkelknochen. Wie kann das passieren? Es war eher eine Frage der Zeit, da eine „juvenile Knochenzyste“ (die häufiger vorkommt, als man denkt) seinen Knochen sehr instabil gemacht hat und er dann bei einer etwas stärkeren Belastung an dieser Stelle gebrochen ist.
Also Notarzt, OP, 3 Stäbe durch den gesamten Knochen, Krankenhaus, 6 Wochen nicht belasten etc. Unser aller Glück, dass es in seiner Schule passiert ist, nicht beim Auswärtsspiel 30 km entfernt.
Der Papa war im HO, weil ich auf Dienstreise war – dem Nachhaltigkeitsgedanken sei Dank nur 1 Std entfernt, das war ursprünglich auch mal im Ausland geplant. Und jetzt kann der Knochen vernünftig zusammenwachsen, die Zyste ist also weg. Aha – es war also unterm Strich alles für was gut!
Aber ganz abgesehen von der Sorge, dem Mitgefühl und der Frage, warum man dem Kind diese Tortour nicht abnehmen kann, ist es auch ein wahrer Zeitfresser. Es wurde zunächst wieder eine 24/7 Betreuung nötig, wie früher, als er noch nicht alleine bleiben konnte und für alles Hilfe brauchte. Das war in unserem aktuellen Tageskonstrukt natürlich nicht mehr vorgesehen.
Da ich aber nun ja nicht selbst krank war, hatte ich das Gefühl, ich müsste ja trotzdem alles schaffen und hinkriegen. Mit Urlaub und HO und Gleitstunden hangelten wir uns hier so durch und nun ist ja auch wirklich die schwierige Zeit geschafft.
Wenn schon Chaos im Kopp…
So soll doch wenigstens der Rest aufgeräumt sein.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich da einen Spleen habe…aber ich lese es immer wieder, dass es vielen Menschen ein Bedürfnis ist, wenigstens die Dinge in Ordnung zu bringen, die man anfassen, wegräumen und sortieren kann. Wenn es schon im eigenen Kopf nicht klappt.
Ahaaaa, na das erklärt ja so einiges. Macht auch total Sinn, wie ich finde.
Und nun sah ich mich regelmäßig ausflippen, weil Kind wegen des Beinbruchs wochenlang auf der Couch gewohnt hat und es im Wohnzimmer entsprechend aussah. Und ja, das ist auch für mich der zentrale Raum, nicht die Küche, der Keller oder das Office (vielleicht auch deshalb, weil wir da keine Tür zum Schließen haben).
Ich konnte der Sache jedenfalls nicht Herr werden (absichtlicher Verzicht aufs Gendern, das heißt nun mal so).
Also das Durcheinander im Kopf – check! Chaos im Außen – nochmal check! In Verzug sein im “Office” – 3. Check.
Ist man dann raus aus dem Game?
Wer hat dieses 24h-System eigentlich erfunden?
Ich wollte am liebsten ein Schild aufhängen, es überall posten, dass ich nicht meine Lust am Schreiben verloren habe oder mir die Ideen ausgingen, sondern dass so ein sch* Tag einfach nur 24 Stunden hat. Aber wer bin ich, dass ich meinen könnte, man wartet förmlich auf Neues von mir und jemand sitzt da und denkt: „Na, schon alles verpufft, wa? Kein Bock mehr? Ging ja schnell, erst die große Welle machen und dann kommt nur heiße Luft!“
Mann, da hab ich mir doch ordentlich selbst Druck gemacht, bereits neue Inhalte angeteasert und dann kam: noch nix.
Allerdings auch kein mahnender Finger, eine dezente Nachfrage oder ein entrüstetes Schreiben!
Ist das jetzt gut oder schlecht? Interessiert es eh niemanden oder habe ich womöglich nur liebe und verständnisvolle Leser, die sich denken: „Sie wird ihre Gründe haben. Ich warte einfach nochmal ab.“ Hmmm, letzteres gefällt mir eindeutig besser.
Jedenfalls habe ich mich neben der Familie nur auf Biologielaboranten-Performance, die Trainerarbeit und kleinen Sachen fürs Kynogogik®Netzwerk konzentriert und zumindest diese Gedanken mal kurz in den Urlaub geschickt.
Das Hündchen machte auch schon ein langes Gesicht und ich sowieso, kam ich doch auch nur schwerlich an frische Luft – bis wir endlich diesen ersehnten Rollstuhl hatten und ich mit beiden zusammen rausgehen konnte (die Story dazu wäre ein eigener Beitrag).
Neben der vielen Zeit, die wir zusammen verbringen durften (was einem ja in so einem Familienalltag auch gerne mal abhandenkommt, weil man sich nur noch die Klinke in die Hand gibt), habe ich auch die zweite Chance, Lateinvokabeln und Grammatik zu lernen und den einen oder anderen Aha Moment in diesem Sektor zu erleben (das kleine Latinum habe ich zwar auf dem Papier, aber das war´s dann auch schon😉)
Außerdem kann selbst der Hütehund ganz gut Ruhe halten- meistens zumindest.
Und das alles ist auf jeden Fall auch auf der „DAFÜR ist es gut“ Seite zu verbuchen!
Ende gut...
Nachtrag: Letzte Woche hab ich mir doch glatt vor lauter Eile sehr dynamisch den kleinen Zeh an einem Möbelstück gebrochen- zum Glück unkompliziert und viele Menschen kennen es.
Da bin ich allerdings noch auf der Suche nach der Erkenntnis, wofür DAS jetzt gut sein soll *grmpf*
Take Home Message für heute:
Ich: „Ach, was kann schon schief gehen?“ Karma: „Ah ja gut, dass du fragst…“