Schlafen kann ich, wenn ich tot bin
Was bei StudiVZ eine witzige Gruppe war, fällt uns dann doch des Öfteren auf die Füße — natürlich sorgt die senile Bettflucht dafür, dass wir mit weniger Schlaf auskommen und mehr vom Tag haben. Tatsächlich? Wenn wir um 21:00 auf der Couch einpoofen, ist es vielleicht auch leichter, um 04:00 wieder bereit für den Tag zu sein. Oder unsere Blase bestimmt einfach den Rhythmus, machen wir uns nix vor.
Und mal ganz im Ernst: was haben wir älteren / erwachsenen Menschen denn zu verarbeiten im NORMALEN Alltag? Alles schon gesehen, alles schon erlebt. Und wenn es mal schwierig wird, brauchen auch wir `ne Mütze mehr Schlaf.
Warum müssen kleine Kinder im Idealfall Mittagsschlaf machen? Und pubertierende Kinder auf einmal bis nach dem Frühstück schlafen? Oder sich nachmittags nach der Schule auf´s Ohr legen? Weil sie viel verarbeiten müssen! Sobald das Gehirn wahnsinnige Leistungen vollbringen muss und der Adrenalinspiegel wieder sinkt, wenn es wirklich aufregend war, müssen wir schlafen!
„Einfach“ mal abschalten
Wir müssen alles verarbeiten, den Stresshormonpegel wieder runterfahren. Das passiert alles im Schlaf. Warum sollte es Hunden anders gehen? Na ja, ein wenig anders ist es schon.
Grundsätzlich haben Hunde meist sehr viel mehr zu verarbeiten, weil eine Menge Eindrücke “nebenbei” auf sie einprasseln. Zusätzlich hängen sie noch mehr im Immerbereitsein-eskönntewaspassieren-dassichertdasÜberleben-Modus.
Wir schalten im Zweifel unser Handy aus, schließen Fenster und Türen und entscheiden uns für eine wohlverdiente Ruhepause. (Merkste was? Handy immer an = Immer erreichbar = nicht abschalten können = Burnout usw.)
Gehen wir aber vom idealen Work-Life-Balance-Fall aus: Wir Menschen legen uns abends in die Murmel und springen am Morgen frisch und erholt aus dem Bett (ja, ich muss auch gerade lachen, aber ich spreche ja auch vom Idealfall).
Bei Hunden verläuft es etwas anders: sie haben viel kürzere Tiefschlafphasen, sind dazwischen häufiger wach und haben grundsätzlich ein höheres Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf. Man sagt, Welpen müssen mind. 20 Std ruhen/schlafen, adulte Tiere immerhin auch noch 18-20 Std.
Immer in Action
Wenn Hunde wach und anwesend sind, haben sie die gaaaaanze Zeit etwas zu riechen, hören, gucken, verarbeiten, beobachten, sichern, entdecken, verstehen… puh, da merkt man schon beim Schreiben oder Lesen, dass das viel Energie kostet. Also braucht das Gehirn mehr Pause! So einfach ist das.
Jedoch ist es nicht leicht in einem trubeligen Haushalt, in einem durchgeplanten Leben, das jeden Tag eine krasse Aktivität bereithält und den Hund einfach nicht zur Ruhe kommen lässt.
Obacht!
Hier liegt schon sehr häufig eine Ursache für ein auffälliges Verhalten, eine Unruhe, Nervosität, Gereiztheit, die sich dann in anderen Situationen widerspiegelt und dem Hund eine kurze Zündschnur verpasst. Oder ein apathisches, in sich gekehrtes Wesen aus ihm macht, was dann mit Ruhe und Gelassenheit oder Sturheit verwechselt wird.
Aber ist es nicht total logisch, dass man ohne Schlaf nicht lange funktionieren kann? Schlafentzug ist nicht umsonst eine sehr grausame, aber „beliebte“ Foltermethode (hab ich in Krimis gesehen — wenn es doch nur fiktiv wäre!) Und wie fühlst du dich selbst ohne ausreichend Schlaf? Hmmm? Beweisführung abgeschlossen.
Dies ist “nur” ein weiteres absolutes Grundbedürfnis, ohne das ein Überleben nicht möglich ist. Da dachte man doch beim Lesen zuerst: „ja klar, ist doch alles logisch, was gibt’s da noch zu sagen?“ Und das ist erst der Anfang.
Wenn der Körper nicht fit ist
Auch die körperliche Unversehrtheit gehört unbedingt dazu: Gibt es Krankheiten oder Verletzungen? Ist der Körper im Gleichgewicht? Allergien? Zähne? Einschränkungen in der Motorik? Das muss ich wirklich nicht ausführlich erklären, es liegt auf der Hand! ODER?
Hunde sind sehr talentiert, Schmerzen und Unwohlsein zu verbergen, denn in der Natur bedeutet es eine große Gefahr, Schwäche zu zeigen! Man muss schon genau hinsehen und beobachten, ob mit dem Hund wirklich alles in Ordnung ist!!
Zum Schluss noch ein paar Gedankenanstöße, warum diese Grundbedürfnisse womöglich nicht erfüllt werden oder auch in Lebensphasen nicht erfüllt wurden und sich daher eine Problematik entwickelt, für die man zunächst keine Erklärung hat:
Der Schlafplatz liegt im Durchgang oder im Flur nahe der Haustür – das bedeutet einen ständigen Sicherungsauftrag an den Hund
Der Hund wird häufig beim Schlafen gestört, angefasst, oder weggeschickt, weil er im Weg liegt (Der Hund muss einen ruhigen Ort haben, an dem er ungestört liegen und ruhen kann!)
Den ganzen Tag über steppt der Bär bei euch zu Hause. Es ist immer laut und wuselig.
Jeder Tag hat einen anderen Programmpunkt: Agility, Heulen im Chor, Schwimmtraining, Treibball, 2. Fremdsprache, Rettungsstaffel…
Ständiger Besuch oder Tapetenwechsel, keine geregelten Abläufe (damit ist nicht die Fütterung Punkt Glockenschlag der Kirchturmuhr gemeint – Pawlow sendet Grüße)
Der Hund hat draußen den Sheriff-Hut auf und macht im Haus den Kontrolletti –> niemand geht irgendwo hin ohne Autorisierung und Geleit
Und bei euch so?
Das nur mal so zum Nachdenken. Vielleicht gibt’s ja den einen oder anderen Punkt, der sich auch ein kleines bisschen genauso bei euch zu Hause abspielt oder der Vorgeschichte eures Hundes ähnelt.
Bald geht’s weiter mit der nächsten Stufe – Spoiler Alarm: dieses Bedürfnis ist ebenso ultrawichtig. Auch davon hängt das Überleben ab und hat eine unglaubliche Bedeutung in der Hunde- und auch Menschenwelt.